Um halb sechs war ich wach, ging zum Fenster und sah im schwachen Morgenlicht die Pyramiden… Großartig! Frank schlief noch, was soll’s, dann hat er diesen Anblick halt verpasst…
Später haben wir gut im Hotel-Restaurant gefrühstückt und uns noch kurz etwas umgesehen.
Als wir uns fertig machten, konnten wir im Hotelgarten eine große Gruppe indischer (?) Touristen sehen, die sich für ein Gruppenfoto versammelten. Die haben sicherlich 20min gebraucht, bis sie dann alle richtig standen und diverse Aufnahmen im Kasten waren. Was ein Schauspiel...
Unser erstes Ziel war ein Vodafone-Shop, in dem wir die SIM-Karten für die Reise kaufen wollten. Frank hat sich schon vorab informiert, welche Karten für die Urlauber für rund 10 Tage geeignet sind, und auch wo die entsprechenden Shops sind. Kaum waren wir raus aus dem Hotel, schon wurden wir von Männern angesprochen, die uns unbedingt helfen wollten. Auch ohne Stadtplan in der Hand wirst Du in einem arabischen Land als europäischer Tourist natürlich erkannt. Erst wirst Du familiär begrüßt, dann gefragt, woher Du kommst, und wenn Du reagierst - hast Du sofort einen neuen Freund, ohne den Du seiner Meinung nach nicht mehr zurecht kommst, der aber am Ende natürlich Bakschisch für seine Freundschaft haben will. So auch diesmal - ein ca. 60-jähriger Mann hat sich an unsere Fersen geheftet und uns regelrecht verfolgt. Wir haben ihm immer wieder nett lächelnd gesagt, dass wir schon wissen, wo wir hin wollen - nein, alles falsch, GPS hat keine Ahnung. Nach ein paar Minuten sind wird über eine stark befahrene Straße gelaufen, in der Hoffnung, dass er endlich kapiert, dass er unerwünscht ist. Ca. 10 Minuten später habe ich mich umgedreht - der Mann hat uns tatsächlich verfolgt. Ich fand das in diesem Moment richtig bedrohlich, wir gingen aber unbeirrt weiter… Irgendwann, als der Mann nur noch ein paar Meter hinter uns war, hat sich Frank umgedreht, ist direkt auf den Mann zugegangen, hat sich vor ihm aufgebaut und im ernsten und wütend lautem Ton gesagt, dass wir seine Hilfe nicht wollen und was wohl daran nicht zu verstehen gäbe… Der Typ bekam nun sichtlich etwas Schiss, hob beschwichtigend die Hände hoch und zog von dannen. Huch...
Im Vodafone-Shop lief alles glatt, auch wenn es etwas länger gedauert hat. Die Leute waren sehr nett. Wir haben unsere SIM-Karten gekauft und direkt eingesetzt, perfekt. Was sehr interessant war: am Eingang stand ein etwas älterer Mann mit Maske und hat den Kunden die Tür geöffnet. Corona fing da gerade erst an, zumindest außerhalb Chinas. Da es aber sehr viele chinesische Touristen in Ägypten gibt, haben die Einheimischen schon da angefangen aufzupassen. Sehr umsichtig.
Das nächste Ziel waren die Pyramiden. Wir sind zum Eingang gekommen, an dem viele Einheimische an der Kasse gestanden haben. Überhaupt haben wir festgestellt, dass viele Ägypter ihr Land erkunden. Keine Ahnung, ob das immer so ist. Wie auch immer - auch hier fielen wir sofort als europäische Touris auf. Und zack - der nächste “Freund”, ohne den wir auf keinen Fall gewusst hätten, wo neben der Kasse der Eingang auf das Pyramiden-Gelände ist.
Kaum haben wir den abgewimmelt - der Nächste, der uns auf dem Gelände den Weg zeigen wollte. Als wir ihm endlich begreiflich gemacht haben, dass wir alles im Alleingang erkunden wollten, hat er uns einfach nur die Richtung aufgezeigt (angeblich ging es auf dem Gelände im Uhrzeigersinn) und prompt sind wir in einer Sackgasse gelandet. Ein Zufall? Glaube ich kaum…
Ansonsten war da natürlich noch überall Souvenir-Kirmes, und Kamel reiten durfte man auch - wollten wir alles nicht, und die Verkäufer waren auch nicht aufdringlich, alles ok.
Nun waren die Pyramiden endlich in greifbarer Nähe und wunderschön. Zuerst wollten wir zur Sphinx, diese steht ja noch vor den Pyramiden. Aber egal von welcher Seite wir an die Sphinx ran gehen wollten - es war immer die Falsche. Irgendwann haben wir begriffen, dass die rundherum eingezäunt ist und man soll halt nehmen, was man kriegt. Ein paar Fotos gemacht - weiter geht’s zur mittleren Pyramide, der von Chephren. Oh Mann, ist die schön…
Ein Panoramafoto durfte hier nicht fehlen:
Ab und zu war um die Pyramide noch so ein Geländer zu sehen, das interessierte aber niemanden. Also ran gehen, anfassen, genießen. Darauf darf man nicht, auch ok. Nachdem wir die Chephren-Pyramide eine Weile bewundert haben, haben wir uns in deren Schatten zum Entspannen hingesetzt.
Auch hier zwischen den beiden großen Pyramiden durften 360°-Aufnahmen nicht fehlen.
Ein paar Minuten später sind wir zu den Ausgrabungen des Westfriedhofs und dann weiter an der Cheops-Pyramide entlang langsam Richtung Ausgang gegangen. Immer wieder mussten wir an diese riesigen Bauwerken in die Höhe schauen. Es ist einfach unfassbar, was hier vor über 4500 Jahren erschaffen wurde....
Von dem Plateau mit den großen Pyramiden führte dann ein anderer Weg wieder vom Gelände herunter, dort war dann zum Glück deutlich weniger los.
Auf dem Weg zurück zum Hotel wurden wir angenehmerweise nicht mehr belästigt. Frank fiel an den Straßen besonders die hohe Anzahl von alten VW-Bullis auf. Die meisten hatten auch während der Fahrt die Seiten-Schiebtür auf und auch die kleine Motorklappe am Heck. Lüftung scheint hier wichtig zu sein. Ein anderes Problem war das Überqueren der Straßen. Sowas wie Fußgängerampel oder gar Zebrastreifen scheint es generell nicht zu geben. Zudem gibt es kaum 10s, wo nicht irgendwo in der Nähe gehupt wird.
Wobei es in dem Video gerade ziemlich gesittet zugeht, meistens ist es mehr durcheinander.
Auf dem Weg dann noch ein Blick zurück auf die mächtigen Pyramiden.
Bald darauf konnten unser Hotel in Ruhe erreichen. Sofern man diesen Verkehrslärm und Chaos Ruhe nennen kann… Im Hotel haben wir uns überlegt, in ein Restaurant in der Nähe essen zu gehen. Nach ein wenig online suchen haben wir ein passendes Angebot gefunden, es ging zum Felfela Village unweit des Hotels.
Das Essen war sehr lecker und wir sind satt geworden. Danach packten wir unsere Koffer und gingen runter in die Lobby, wo wir auf Mahammed warten wollten, der uns zum Flughafen begleiten sollte. Es sollte noch heute Nacht nach Luxor gehen, wo die eigentliche Kreuzfahrt beginnen sollte. Mahammed war auch sehr pünktlich. Er wollte wissen, was wir so alles gemacht haben, und warum wir denn keine geführte Tour machen wollten und, wieder mal, ob wir den Ausflug nach Abu Simbel machen wollten… Knurr… Der Fahrer verspätete sich etwas. Dann hat Mahammed mich gebeten, dass ich für seine Facebook-Gruppe für arabische Studenten, die Deutsch lernen, bitte ein Video aufnehme, direkt vor Ort… Ja klar (Achtung, Sarkasmus)! Immerhin habe ich ihm versprochen, in einer ruhigen Minute etwas in diese Gruppe zu schreiben (habe übrigens gemacht). Und der Fahrer kam immer noch nicht... Von der Zeit her war’s noch ok, aber Mahammed war schon etwas anstrengend.
Naja, irgendwann war der Fahrer da, wir haben alles in der Wagen eingeladen und fuhren zum Flughafen, schon wieder quer durch die Stadt, los. Dieselben chaotischen Bilder, noch mehr Staus, noch mehr Eindrücke in der werdenden Dunkelheit.
Am Flughafen hat Mahammed unsere Flugtickets ausgedruckt, uns zum Sicherheitsbereich begleitet und sich von uns verabschiedet. Nach dem Einchecken hieß es wieder, auf den Flug warten.
Irgendwann kam dann das Boarding und kurz darauf ging es dann auch ab in die Luft.
Der Flug nach Luxor dauerte eine Stunde. Dort angekommen, wurden wir von einem Fahrer abgeholt, der uns zu unserem Schiff bringen wollte. Während der Fahrt telefonierte der Fahrer mit jemandem, und gab mir dann sein Smartphone weiter. Der Mann am anderen Ende sagte seinen Namen, und ich habe Mahammed verstanden… Er wollte sicher gehen, dass wir auch ordnungsgemäß abgeholt wurden, hat sich mit uns für den nächsten Morgen verabredet und uns dann eine gute Nacht gewünscht…
He, wie jetzt? Derselbe Mahammed aus Kairo? Wir waren etwas verwirrt...
Nein, das am Telefon eben war Mahmoud, ich habe es nur falsch verstanden. Mahmoud sollte uns ab dem nächsten Tag auf unserer Kreuzfahrt begleiten. Und er hat sich als ein großartiger Begleiter herausgestellt. Glück gehabt! Wie auch immer, irgendwann wurden wir an einer Anlegestelle für die Kreuzfahrtschiffe abgeliefert, wo wir zunächst quer durch drei andere Schiffe hindurch zu unserer MS Nile Shams gelangen sollten. Natürlich, wenn 20 Schiffe anlegen, die Länge der Anlegestelle aber nur für 5 ausgelegt ist - dann stellen sich die Schiffe Seite an Seite, alle großen Haupttüren (die immer mittig am Schiff sind) werden geöffnet, und los geht’s. Wir haben in den nächsten Tagen so einige Schiffe durchquert und bewundert. Schon witzig sowas. An Bord wurden wir begrüßt und zu unserer Kabine begleitet. Einen Fahrstuhl gab’s nicht, deswegen waren wir auch sehr dankbar, dass die Koffer die 2 Stockwerke hoch für uns getragen wurden. Wir bekamen eine schöne Kabine im Oberdeck, ziemlich in der Mitte des Schiffes. Eigentlich hatten wir das günstigere Mitteldeck gebucht, aber für Nachfragen waren wir wirklich zu schlapp.
In der Kabine warteten ein paar Teller mit Obst, geschnittenem Gemüse und belegten Broten auf uns. Mitten in der Nacht hat das Bordrestaurant natürlich nicht mehr geöffnet. Immerhin war’s mittlerweile nach 1 Uhr nachts, und das Abendessen haben wir natürlich verpasst. Wir haben ein paar Bananen und Clementinen gegessen. Frank hat auch bei in Scheiben geschnitten Gurken zugelangt. Ich habe mich nicht getraut - die Gefahr, dass die Gurken im berüchtigten Nil-Wasser gewaschen wurden hat mich abgeschreckt. An dieses Prinzip habe ich mich die ganze Reise gehalten. Frank leider nicht, was sich später leider gerächt hat. Naja, der Hunger war fürs Erste gestillt, die Betten sahen in Anbetracht der späten Uhrzeit sehr einladend aus. Also gingen wir nach diesem anstrengenden, aber sehr eindrucksvollen Tag unter die Dusche und dann ab in die Kiste. Frank hat trotz der Uhrzeit die beiden Einzelbetten noch zusammengeschoben und die Nachttische entsprechend umgeräumt, so viel Zeit musste noch sein.
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