Wie immer machten wir uns nach dem Aufstehen zu nächst frisch und frühstückten dann noch in aller Ruhe. So war es natürlich auch an diesem Tag.
Danach packten wir unseren Kram zusammen, checkten aus und machten uns wieder auf den Weg. Dieser wurde nach wenigen hundert Metern von einem Tankstopp noch kurz unterbrochen, dann ging es weiter. Es ging weiter in den Westen, kurz hinter der Stadtgrenze wurde es schnell wieder einsam auf der Ringstraße. Langsam aber stetig ging es auch dann auch bergauf und es dauert gar nicht lange, bis wir in der Ferne die ersten schneebedeckten Hügel wahrnehmen konnten.
Schließlich kamen wir an eine kleine Rampe, an der es ein Stückchen steiler hoch ging und schon waren wir im Schnee gelandet. Mit "hoch" ist hier gut 500m über dem Meeresspiegel gemeint, das reicht aber im Oktober oft schon, um in eine winterliche Landschaft zu fahren. Natürlich mussten wir hier "oben" direkt einen kleinen Stopp einlegen!
Wegen des kaum vorhanden Verkehrs sah die Straße im Prinzip genauso aus wie das Gelände daneben. Natürlich wird hier auch nicht geräumt. Dafür haben viele Wagen ja Winterräder (sowieso eigentlich immer, ist hier die Normalbereifung) mit Spikes. Und hier auf diesem Geläuf habe ich die schnell zu Schätzen gelernt! Überhaupt kein Thema, hier mit 80 über die Straße zu fahren, auch in leichten Kurven. Man fährt im Prinzip einfach genauso weiter, wie auf normalen Asphalt. Habe Anfangs mal etwas die Traktion getestet und die stellte sich als prima heraus.
Langsam kamen wir dann wieder runter von der Hochebene und der Schnee verschwand wieder. Für den nächsten Stopp und eins der Highlights im Norden der Insel mussten wir dann etwas von der Hauptstraße [1] abbiegen und der [864] gut 30km folgen.
Die Nebenstraße ist natürlich, wie hier so üblich, nicht asphaltiert aber doch recht gut und flott befahrbar, hin und wieder gibt es diverse Wellen und auch mal etwas tiefer Löcher. Mit einem gewissen Tempo "überfliegt" man die meisten Unebenheiten allerdings und es schaukelt oft weniger, als wenn man deutlich langsamer jedes Loch einzeln mitnimmt.
Dieser Abstecher brachte uns zum berühmten Dettifoss, dem mächtigsten bzw. energiereichsten Wasserfall Europas. Ein Besuch, der sich definitiv lohnt!
Ein ziemlich beeindruckendes Schauspiel, bei dem die Energie am Rande stehend wirklich spürt. Wobei man trotzdem sehr nah an das Wasser herangehen kann, wirklich toll. Da durfte eine Panoramaaufnahme natürlich nicht fehlen!
Von hier ging es zurück zur Hauptstraße und bald darauf über eine einspurige Brücke über den Zufluss des großen Wasserfalls. Bei Google Maps heißt dieser Brückenbau "The Golden Gate Bridge Of The Highlands", ein schon etwas gewagter Vergleich.
Die Straße brachte uns dann zu einem weiteren Abzweig, die Sackgasse führt Richtung Krafla. Hierbei handelt es sich um das zentrale Vulkansystem im Norden der Insel. Das gesamte Spaltenfeld mit großer, eingebrochener Caldera von rund 10km Durchmesser erstreckt sich auf rund 100km länge und hat in dem Gebiet zahlreiche Krater gebildet. Das gesamte Krafla-Gebiet kann man eigentlich als "daueraktiv" mit immer mal kürzeren oder längeren Ruhepausen betrachten. Die Haupteruption, bei dem die riesige Caldera zusammenbrach liegt schon über 100.000 Jahre zurück. Danach gab es immer wieder ruhige und aktive Phasen mit mehr oder minder großen Ausbrüchen. Die letzte Aktivität fand in den Jahren 1975-1984 statt. In dem ganzen Großgebiet entgasen permanent vulkanische Dämpfe, überall sieht und riecht vor allem auch den Vulkan.
Zudem ist an dieser Straße auch ein großes Kraftwerk gebaut worden. Für empfindliche Nasen ist die Fahrt durch die Gegend wirklich nicht, es riecht über längere Zeit schon sehr faulig. Der Weg dorthin führt uns immer an der Schneegrenze entlang, mal sind wir leicht unterhalb, manchmal oberhalb von dieser. Das Ende der Stichstraße führt dann zu einem Parkplatz am Víti-Krater.
Hier am Krater angekommen sind wir dann wieder im Schnee. Diesen gibt es nun nicht nur am Boden sondern auch noch frisch von oben. Oder schräg von der Seite, es ist doch recht windig und daher auch ungemütlich. Genia bleibt nicht lange hier draußen und geht recht flott wieder zurück zum Wagen. Außer den Krater selber konnten wir zu dem Zeitpunkt auch wenig an Aussicht genießen, durch das Schneetreiben war die Sicht doch recht eingeschränkt. Ein Panoramabild machte ich aber doch noch.
Danach ging auch dieser Weg wieder zurück zur Hauptstraße, von dort war es nun aber nur einen Katzensprung bis zum nächsten Stopp, dem Hochtemperaturgebiet Hverarönd. Dieses liegt direkt unterhalb des Bergrückens Námafjall. Hier befinden sich zahlreiche Solfatare und kochenden Schlammlöcher, eingehüllt in den schon bekannten "Duft" der Vulkane.
Von hier aus schlängelt sich die Hauptstraße weiter gen Westen zunächst wieder etwas mehr in die höhe, seitlich liegt ein weiteres Feld, dessen Wärme durch den Menschen genutzt wird. dann biegen wir bald links auf die [860] ab, hier kommen wir bald zur Grjótagjá. Diese Felsspalte ist wieder ein teil der Kontinentalplatten, die wir schon aus dem Süden Islands kennen. Auch hier ist die Spalte wieder bis an der Oberfläche zu sehen.
Das besondere hier ist ein kleiner Höhlensee, der leicht zugänglich ist und durch sein türkisblaues Wasser beeindruckt. Früher wurde der See zum Baden genutzt, durch die stark gestiegene vulkanische Aktivität des Krafla-Gebiets ab 1975 stieg die Wassertemperatur aber bis auf 60°C an, zudem gab es häufig Erbeben, so dass die Höhle nicht mehr als stabil galt.
Ab 2004 war die Wassertemperatur wieder auf unter 48° gesunken und es wurde vereinzeln wieder gebadet. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, in so heißes Wasser zu steigen (meine Schmerzgrenze ist bei etwa 40° vollkommen erreicht!). Aktuell liegt die Wassertemperatur bei etwa 44°C, das Baden ist heute allerdings verboten, da die Höhle Privatbesitz ist.
Wir fuhren weiter und die Straße wurde zusehends kleiner und kurviger.
Bald aber kamen wir an das Ufer des Mývatn, dem größten See in dieser Inselgegend. An einer Art Passhöhe am Südufer parkten wir beim gleichnamigen Hotel und genossen den Ausblick über Teile des Sees und der Landschaft.
Zur Aufwärmung gingen wir danach rüber zum Hotel und bestellten uns erst einmal warme Getränke. Währenddessen kam es zum kleinen Plausch mit einem Angestellten. Wir erfuhren, dass hier oben alle Bewohner mehr oder minder über gewisse Zeit autonom leben müssen. Gerade über den Winter schneit auch die Ringstraße hier oben ein und ist dann ggf. über längeren Zeitraum nicht passierbar. Man ist dann abgeschnitten von der Außenwelt und es kann auch mal 2 Wochen dauern, bis sich das wieder ändert.
Nach der Pause fuhren wir dann weiter durch die Einsamkeit, jetzt war die Landschaft eher flach hügelig und immer wieder von kleineren Seen durchzogen.
Auf einmal stutzte Genia beim Blick auf ihr Handy. Sie hatte bei Facebook eine Nachricht von einer ihr unbekannten Person bekommen. Da der Name auf "dóttir" endete, war schnell klar, dass es sich wohl um eine Isländerin handel musste. Sie las und fing plötzlich hektisch an, in ihrer Handtasche zu wühlen, gefolgt von einem "Stopp!" Die Nachricht kam von einer Angestellten des Hotels, die Genias Portemonnaie gefunden hatte. Das hatte sie nämlich dort liegen gelassen. Die gute Frau schaute sich den Ausweis an und fand Genia dann recht schnell bei Facebook, um sie zu informieren. Zum Glück waren wir erst 20min gefahren und hatten somit keinen sehr hohen Zeitverlust zu beklagen. Vor allem aber hatte Genia ihren ganzen Kram zurück. Noch einmal Glück gehabt! Nach insgesamt einer knappe Stunde Zeitverlust kamen wir dann zu unserem nächsten Ziel, dem Goðafoss, einem weiteren sehr bekannten Wasserfall Islands. Dieser liegt in direkter Sichtweite der Ringstraße und ist daher ein beliebtes Ziel. Da aber im Norden der Insel, wird es hier nie voll.
Vom Aussichtspunkt machte ich zudem noch ein kleines Video:
Da hier nun sowohl das Wetter mitspielte und es zudem kein Flugverbot gibt, war es endlich mal wieder Zeit, die kleine Anafi in die Luft zu bekommen, um sich die Sache von oben anzusehen.
Einen besseren Überblick verschafft dann noch dieses Video:
Von hier ging es dann weiter Richtung Zielort. Der Weg dorthin führt uns zudem durch Akureyri, nach dem Ballungsraum Reykjavík die größte Stadt auf der Insel. Vorher gibt es noch einen längeren mautpflichtigen Tunnel, den wir eigentlich über die Berge umfahren wollten. Durch unseren ungeplanten Zeitverlust nahmen wir dann doch die Abkürzung.
Kurz vor dem Tunnel gibt es einen kleinen Seitenparkplatz mit großem Schild, wie das mit dem Bezahlen so geht. Es gibt zum einen eine App fürs Smartphone, wenn man solche Mautstrecken häufiger nutzt oder aber eine Webseite. Dort geht man drauf, gibt sein Kennzeichen ein (Leihwagen haben übrigens besondere Kennungen, wie uns die Seite nach der Eingabe mitteilte, weil das Auto als Mietwagen erkannt wurde), danach Kreditkarte und fertig.
Vom "vielen Verkehr" rund um die Bucht von Akureyri waren wir dann doch überrascht. Ein paar Autos mehr als das fast durchgängige alleine Fahren der letzten Tage. Nach der Stadt dauerte es nicht mehr lange und wir kamen in Hjalteyri am Viking Country Club an. Es ist ein Privathaus mit Gästebereich, in dem mehrere Zimmer sich dann WG-mäßig eine Küche teilen. Wir checkten bei den netten Besitzern ein und brachten unsere Sachen in unser Zimmer.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten ging es rauf in die Küche, inzwischen hatten wir alle gang guten Hunger! Zum Glück war hier wie eigentlich immer alles prima ausgestattet und wir konnten schnell loslegen.
An der Küche schloss sich eine Terrasse mit großem Whirlpool an, sowas findet man auf Island ja doch recht häufig. Andere Gäste gingen eben dort hinein, als wir noch beim Kochen waren. Nach der Stärkung zogen wir uns wieder ins Zimmer zurück, sprangen später noch unter die Dusche und verschwanden dann bald ins Bettchen.
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