Tag 14 - Auf die Olympic Halbinsel
Donnerstag, der 24.08.
Aber als erstes wollten wir nach dem frühstück und dem Zusammenpacken doch nun endlich mal einen "gescheiten" Zug aus der Nähe sehen. Gehört haben wir ja hier am Ort schon genügend.
Also fuhren wir zunächst einfach mal Richtung Zentrum von Chehalis und schon bald fanden wir mehrgleisige Bahnübergänge.
Just als wir einen Parkplatz in der Nähe fanden, fuhr auch schon ein Zug durch. Leider etwas spät für uns und daher beschlossen wir, einfach etwas zu warten. Ein paar Meter weiter war zudem ein weiterer Bahnübergang, hier war also ein Abzweig einer Bahnlinie.
Während wir warteten, schauten wir uns einige Trucks an, die hier herum standen (ein Foto stammt noch vom Vortag). Die LKWs haben hier schon teilweise gewaltige Dimensionen, unterliegen sie doch keinen (?) so strengen Längenbestimmungen wie das bei uns der Fall ist. Daher sind die meisten Trucks auch Langhauber, die es bei uns inzwischen kaum noch zu sehen gibt.
Auf den Fotos zu sehen sind ein Peterbilt 379, ein alter International und zwei Kenworth.
Während wir so schauten ertönten dann plötzlich die Glocken am ersten, breiteren Bahnübergang und endlich sollten wir unseren Zug aus der Nähe sehen. Und was dann dort ankam, war schon ganz ordentlich!
Ein Güterzug der Union Pacific, bei dem 4 Loks vorne weg zogen. Das wird bei uns nicht gewmacht, da hört es mit maximal 2 Loks auf. Hier hingegen können es auch noch deutlich mehr werden, in der Wüste von Nevada hatten wir nahe Las Vegas lange Zeit einen Zug begleitet, der vorne 6 Loks hatte und mittendrin noch eine weitere.
Zurück zu diesem Zug, vorne weg also zwei EMD SD70M (3200kW/4400PS, 185t) und zwei weitere GE AC4400CW (3280kW/4460PS, 193t).
Nach den Loks bestand dieser Zug dann aus 99 (!) Waggons, größtenteils doppelstöckig mit Containern beladen. Es dauert fast 2,5min, bis der ganze Zug vorbei war.
Es ist ja nun einfach so, dass sich sowohl die LKWs als auch die Züge in den USA deutlich von den heimischen Modellen unterscheiden.
Nachdem dieser Punkt nun abgehakt war, machten wir uns nun endlich auf den Weg. Die Strecke führte uns zunächst zur Hauptstadt des Staates Washington, Olympia und von dort dann direkt auf die gleichnamige Peninsula.
Über längere Zeit fuhren wir dann am Hood Canal entlang, einem fjordartigen Seitenarm des Puget Sound. Traumhaft schöne Fahrt, links immer Berge und Wälder, rechts von uns der Meeresarm, in dem die Sonne glitzerte. Zeit für eine Pause!
Wir parkten am Straßenrand und setzten uns zunächst an einen Holztisch, tranken und aßen etwas. Danach schauten wir uns Richtung Wasser um und genossen die Sonne mit der Aussicht auf Austernbänke. Kurz darauf wurden wir allerdings vertrieben, da wir (unbemerkt) auf einem Parkground für Wohnmobile unterwegs waren und das hier somit Privatgelände war.
Nun gut, wir wollten eh weiter.
Am frühen Nachmittag kamen wir dann an unserem Zielort Sequim im Nordosten der Olympic-Halbinsel an. Wir wollten nicht zu weit auf die Halbinsel fahren, da unser nächstes Ziel dann schon Seattle sein sollte. Zudem liegt Sequim im Regenschatten der Berge, so dass hier sehr viel trockener ist als im Inneren der Halbinsel (die zu den regenreichsten Gebieten der USA gehört).
Unser Quartier war das Great House Motel, ein von einer japanisch-stämmigen Familie betriebenes Hotel.
Da es ja noch früh am Tag war. machten wir uns nach dem Einkaufen dann auch noch einmal auf den Weg, wir wollten noch etwas in den Nationalpark und die Berge. Als nahe liegendes Ziel bot sich die Hurricane Ridge am Ende einer Zufahrtsstraße von Port Angeles an.
Vom Hotel waren es knapp 60km, also rund eine Stunde Fahrt. Zunächst etwas durchs Hinterland, dann ging es zur Strait of Juan-de-Fuca mit den schon bekannten herrliches Ausblicken über das Wasser. Die zweite Hälfte der Strecke begann am Ortsausgang von Port Angeles, von hier an ging es dann hoch in die Berge. Bis zum Ziel auf dem Bergkamm waren knapp 1600 Höhenmeter zu überwinden.
Oben wurden wir mit herrlichem Sonnenschein empfangen und wir gingen einen der Wanderwege durch die heideähnliche Landschaft bis zu einem Aussichtspunkt, von dem man rüber nach Vancouver Island (das ist schon Kanada) blicken konnte.
Auch auf der anderen Seite gab es schöne Ausblicke über die bergige Landschaft. Hier auf der Halbinsel hoch im Norden der USA liegt die Baumgrenze auf etwa 1500-1600m, also in etwa auf unserer Höhe. Entsprechend geht das Landschaftsbild so langsam ins hochalpine über.
Danach gingen wir noch zum Visitor-Centre, in dem es auch einen Shop gab.
Hier fand Levi ein neues Kuscheltier (einen Olympic Fisher, eine Fischmarder-Unterart, die es nur hier gibt), welches er sofort in sein Herz schloss. Bis heute ist das immer mit auf seinem Kopfkissen im Bett. Daneben gab es gute T-Shirt-Angebote, so dass wir auch unseren Kleiderschrank noch etwas füllen konnten. Bisher kamen wir nur bedingt zum Shopping, besonders zum Hosenkauf kam ich leider bisher noch nicht.
Hier oben hatten wir alles gesehen, so sollte es wieder runter zum Meer gehen.
Vorher hatten wir schon im Reiseführer gelesen, dass von den Häfen hier überall Walbeobachtungsfahrten angeboten werden. Rund um Vancouver Island gibt es große Populationen von Schwertwalen und so entschlossen wir uns spontan, so eine Tour zu buchen!
Ich öffnete also bei Google-Maps und suchte nach Whale watching und bekam schnell einige Anbieter angezeigt, eine davon war Island Adventures.
Es war kurz vor 17 Uhr, um 18 Uhr sollte es eine 2-stündige Tour starten, das klang doch super! In rund 30min. sollten wir wieder unten am Meer sein, also flott direkt online gebucht und die 111$ per Kreditkarte bezahlt.
Wir fuhren also los und waren dann gegen 17:40 Uhr am Hafen von Port Angeles.
Ich hatte hier dann eigentlich irgendwo Schilder erwartet, wir fanden aber keine. Nach zwei Runden im überschaubaren Hafengebiet hielt ich an und schaute in die Bestätigungsmail nach einer Adresse. Die kopierte ich rüber nach Google Maps, dort wurde sie auch gefunden, allerdings nicht hier in Port Angeles.
Nochmal ein Blick in die Bestätigung und der Schock: Die angezeigte Adresse war richtig, lag aber in La Conner, über Brücken und Fähren etwa 150km entfernt.
Also die Webseite geprüft und nun sah ich es auch. Der Anbieter hat auch Touren von hier aus, aber halt auch von diversen anderen Häfen, je nach Art und Zeitpunkt der Tour. Das hatte ich schlichtweg nicht gesehen.
Einige Minuten ärgerte ich mich schwarz über meinen Fehler und das teure Lehrgeld, denn genau jetzt fuhr unser Schiff wohl in La Conner los. Kostenlose Stornierung bis 24h vor Abfahrt, damit war die Sache wohl leider durch.
Nun gut, nütze ja nichts, also suchten wir uns für den frühen Abend noch ein anderes Ziel und beschlossen, zum Dungeness County Park zu fahren. Etwas durch bewaldete Dünen spazieren und aufs Meer schauen würde mich sicher wieder beruhigen.
Von Port Angeles aus waren es nur rund 25km bis zum Ziel und der ungeplante Abstecher sollte sich lohnen. Wir fuhren durch Dünenlandschaften und fanden nahe der Küste einen Parkplatz. Direkt nebenan lagen freie Campingplätze und es waren kaum Menschen unterwegs.
So spazierten wir durch kleine Wäldchen und Büsche über weichen Sand, immer das Rauschen des Meeres im Ohr und regelmäßig schönen Ausblicken.
Nach diesem feinen Abstecher hatte ich mich in der Tat wieder beruhigt und so fuhren wir alle entspannt in der aufkommenden Dunkelheit zurück nach Sequim.
Ausgerechnet hier oben im "Regenloch" Olympic Peninsula hatten wir strahlenden Sonnenschein auch am Meer, das war uns bisher bei unserer Fahrt am Pazifik entlang nicht vergönnt.
Wir kamen im Dunklen im Hotel an und nach dem Abendessen war Duschen und Entspannen angesagt. Auch ohne Wale hatten wir wieder viele schöne Sachen gesehen.
Die Tagestour (etwa 340km) und das Höhenprofil:
Alle Fotos dieses Tages gibt es hier zu sehen.
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