Montag, 20. November 2017

USA 08/17 - Tag 03

USA-Westküste - August 2017

Tag 03 - Von Las Vegas nach Kernville



Sonntag, der 13.08.

Unser erster Transittag stand auf dem Programm. Der erste Abschnitt unserer Roadtripps sollte zugleich auch direkt die längste Etappe des ganzen Urlaubs werden: Über 500km standen auf dem Plan.
Nach dem Aufstehen gingen wir aber zunächst frühstücken, um uns für die Reise zu stärken. Danach packten wir unseren Kram zusammen, füllten die Kühlbox wieder ordentlich mit Eis, checkten aus und machten uns dann auf den Weg Richtung Death Valley, unserem Zwischenziel auf der Reise.
Wir fuhren los und kamen auf dem Weg raus aus Las Vegas noch einmal am Strip vorbei und schließlich bei dem berühmten Vegas-Schild. Statt einem "Welcome" wurde das Wahrzeichen für uns ein "Auf Wiedersehen". Obwohl wir eigentlich jetzt nicht noch einmal unbedingt hierher müssen. Einmal sehen und erleben ist toll, reicht uns aber eigentlich auch. Genia und ich sind beide jetzt nicht so Fans von dieser künstlichen Glitzerwelt.


An diesem Schild angekommen sehen wir etwas, was uns auf der weiteren Reise noch öfters auffallen sollte: Eine Fotoschlange für ein exklusives Foto. Also im Sinne des Selfies: Ich und das Objekt. Und natürlich möglichst nur ich selber. Entsprechend stellt man sich an und wartet, bis man dran ist. Wahlweise durch einen anderen Fotografen und als ganze Gruppe oder aber mit einem Elvis-Darsteller. Darf in Vegas natürlich nicht fehlen!


Nun begann unsere lange Wüstenfahrt, kaum hatten wir den Großraum Las Vegas verlassen, wurde es recht einsam auf den endlosen Straßen. Die Sonne stand für Levi allerdings unglücklich, er hatte ja hinten auch keine Sonnenblende und somit musste ihm Genia ihre Sonnenbrille ausleihen, da seine irgendwo im Kofferraum in seinem Rucksack war. Damit sah er zwar aus wie Puck die Stubefliege, aber immerhin löste sie das Problem.
Etwas "merkwürdig" verhielt sich allerdings mein Offline Navi Here WeGo (ehemals Here Maps). Das hatte ich mir vor der Reise installiert und mit den nötigen Karten versorgt. Es hatte eine Route von über 700km ausgerechnet und enorme Umwege geplant. Warum ist mir nie klar geworden. Ich hatte Here auch daheim schon einige Male angetestet, da hat es gescheite Arbeit verrichtet. So fuhren wir erst einmal nach Google Maps (die passende Region hatte sich Genia im Hotel offline runtergeladen), dort passte die Route (ebenso bei meinen "Backup" OSM-Offlinekarten mit OSMAnd+). Lustigerweise passte sich Here im Laufe der Fahrt an, wenn die anderen Programme eine andere Route wählten. Eine Kreuzung und schon war auch bei Here die Strecke schnell mal 40km und 30min kürzer bzw. schneller. Sehr merkwürdig...
Nun ja, wir hatten unseren Kurs, der von nun an langsam, aber kontinuierlich in die Höhe ging, was wir eigentlich erst durch manche Hinweisschilder (z.B. 5000ft) wirklich bemerkten. Den "Gipfel" erreichten wir an der Passhöhe Mountain Springs Summit mit 1677m (5502ft).


Irgendwann passierten wir dann die Staatsgrenze von Nevada nach Kalifornien.
Unser erster Zwischenstopp war dann Zabriskie Point, ein Aussichtspunkt. Bekannt ist diese Stelle für die vielfarbige Erosionslandschaft und den Blick in das eigentliche Tal hinunter.
Direkt beim Aussteigen bemerkten wir auch gleich die Hitze. Schon ganz bemerkenswert, allerdings noch lange nicht das, was wir später noch spüren sollten.



Wir schauten uns also um, machten Fotos, tranken kühle Getränke aus der Eisbox, aßen ein paar Snacks und fuhren schließlich dann weiter.
Nur wenige Kilometer weiter bogen wir dann von der CA-190 ab, um auf die Badwater Road zu kommen. Die Temperaturanzeige stiegt ständig weiter und schließlich kamen wir am Badwater Basin an, wir hatten den tiefsten Punkt des nordamerkanischen Kontinents erreicht.
Beim Öffnen der Türen bemerkten wir als ersten den Wind. Allerdings nicht in der Art eines kühlenden Luftzuges, sondern eher ein ins Gesicht gehaltener Föhn (und zwar ohne Kaltlufttaste!). Meine Güte, was für eine unglaubliche Hitze!


Wir gingen etwas über den Steg und ein Stück darüber hinaus, überzeugten uns von dem salzhaltigen Grund und machten dann diverse Fotos. Schließlich wollten wir auch nicht länger in der Sonne umher laufen, so langsam kamen wir schon ins Schwitzen. Wobei die Hitze hier natürlich extrem trocken ist, daher also eher "angenehm", wobei das natürlich angesichts der Temperaturen auch seine Grenze kennt. Also wieder ab ins Auto und zurück.


Erst einmal wieder ordentlich kalte Getränke mit nach vorne nehmen, Türen zu und Klimaanlage an. Auf dem Rückweg konnten wir dann auch noch einmal das Thermometer im Auge behalten, es zeigte jenseits von 120°F an und erreichte (kurz nach dem Foto) dann seinen Höhenpunkt bei 123°F, was etwa 50,6°C entspricht. Verrückt...
Ebenso verrückt ist das Schild, dass es hier im "Tal des Todes" einen Golfplatz gäbe! Wer zum Henker tut sowas...? Nun, so ist es auch nicht. Es handelt sich um eine Ansammlung von zerklüfteten Salzstrukturen, die man als Golfplatz des Teufels bezeichnete.
Kurz nachdem wir diesen Sportbereich passierten bogen wir noch auf den Artists Drive ab, einer kleinen Panorama-(Einbahn-)Straße, die wieder an farblich interessanten Felsen vorbei etwas durch die Berge geht. Die Ursache der Farbpracht liegt in der Oxidation von verschiedenen Metallen wie Eisen und auch Kupfer im Gestein.


Hier geht es einem schmalen, perfekten Asphaltband durch die Hügel, an immer anders schimmernden Felsen vorbei. Ebenso finden sich hier zahlreiche "Dips" auf dem Weg, ähnlich wie am Vortag im Valley of Fire. Das sind betonierte Durchfahrten von Senken, die im Falle von regen als erstes Überspült werden. Das passiert zum einen recht selten und zudem ist der Verkehr hier auch eher touristischer Natur, daher werden erst gar keine (aufwendigeren) Brücken gebaut.


Der Weg führte uns anschließend zurück zur CA-190, auf der wir unseren Weg weiter gen Westen fortsetzten. Ab jetzt ging es wieder deutlich bergauf zum Towne Pass, der auf den nächsten gut 30km wieder bis auf 1515m (4970ft) anstieg. Irgendwann verließen wir das höher gelegene Land und kamen dann fast genauso schnell wieder runter an eine Senke mit pfeilgerade Straße, hier war der Boden noch ausgetrockneter als vorher schon. Es war wieder Zeit für einen kurzen Stopp. 


Nach einigen Fotos ging es weiter, nun auf der CA-178 Richtung Süden. Der Karte nach sollte bald eine Ortschaft an einem See auf unserem Weg liegen, dort wollten wir dann eine richtige Pause einlegen. Tja, diese Karte scheint eher den Winter-Zustand aufzuzeigen, von einem wirklich See war kaum etwas zu sehen. Das Navi zeigte links der Route kilometerlang blaue Fläche an, aus dem Fenster aber war nur die Mojave-Wüste zu sehen.
Egal, wir kamen an sowas wie ein Picknick-Platz vorbei, an dem es überdachte Sitzplätze gab.


Außer einigen flachhäusigen Siedlungen am Rande der Durchgangsstraße gab es nur etwas  "Abbauindustrie". Ob es da nun Salz, Sand oder sonstwas zu holen gibt, konnte ich nicht erkennen. Ansonsten schon ein derbes Stück trostlose Gegend, in der man eigentlich nicht tot überm Zaun hängen will.
Nach der Auffrischung (naja, windige Hitze mit kühlen Getränken) ging es weiter. Nachdem wir die Wüste dann verließen, wurde der Bewuchs in der trockenen Prärie zumindest etwas interessanter und auch stattlicher als maximal kniehohes Gebüsch.


So langsam kletterten wir auch mehr in die Höhe und ganz generell wurde die Umgebung so langsam etwas grüner. Wir umfuhren den Lake Isabella und näherten uns schließlich so langsam unserem Zielort Kernville am Fuße der Sierra Nevada und unweit südlich des Sequoia Nationalparks.
Das wurde auch langsam mal Zeit, keiner von uns hatte noch Lust auf Auto fahren. An unserer Unterkunft, der Kern Lodge angekommen, hatten wir über 550km zurückgelegt.
Auf der ganzen Fahrt hat Levi fast gar nicht genörgelt angesichts der endlos langen Zeit, die er im Auto verbringen musste. Davor hatte ich beim Antritt der Reise schon gewissen Bammel. Auch für den Rest der Tage sollte das so bleiben, er hat das die ganze Zeit super mitgemacht!


Unser Hotel bestand aus einer Ansammlung von einzelnen Hütten etwas von der Hauptstraße ab. Es gab einen netten Pool und auch einen Grillplatz, der bei unserer Ankunft schon gut belegt war. Wir wurden an der Rezeption nett empfangen und bekamen unseren Schlüssel und alle nötigen weiteren Infos: Pool, WiFi, Eismaschine, kleine Ortskunde usw.
Dann also flott ins Quartier und danach sollte ein Sprung in den Pool auf dem Programm stehen.
Dieses kleine "Reihenhaus" sah großartig aus. Innen mit Holz vertäfelt, Indianerbilder, Traumfänger und große, schwere Betten. Woanders zweifelhaft kitschig, hier fanden wir es klasse! Dazu (wie hier üblich) eine kleine Kaffeemaschine (und  Kaffee gab es überall), Kühlschrank und Mikrowelle.
Schnell die Koffer ins Häuschen gebracht, Badesachen an und ab zum Pool, Levi konnte es kaum erwarten. Die Abkühlung war dringend nötig und herrlich, wir planschten sicher eine dreiviertel Stunde im angenehmen Wasser.


Da es hier bei der Übernachtung kein Frühstück gab, gingen wir nach dem Poolbesuch rüber zum nahen Supermarkt. Das war eher ein übersichtliches, kleines Warenhaus für das kleine Städtchen. Neben Lebensmittel und "normalen" Hausbedarf gab es auch noch eine Waffen-, sowie Jagd- und Angelabteilung. Halt alles, was man hier so nach amerikanischer Meinung braucht. Da wir halt auch kein besteck hatten und versuchen wollten, ohne den ganzen Einwegkram auszukommen, frage ich nach Brotmessern. Eben solche gab es nicht (außer halt in Plastik), abgesehen von den artverwandeten "Instrumenten" aus der Jagd- und Angelabteilung. Da ich aber weder einen Fisch ausweiden noch einem Bären das Fell abziehen wollte, blieb es dann doch beim Einwegkram. Dazu kauften wir dann noch Brot, Milch, Saft, Nutella und Erdnussbutter. Das Frühstück war schon einmal gesichert.
Nun stand noch unser Abendessen an und so gingen wir beim Hotel um die Ecke in einen Pizzaladen. Auch hier passte das Bild im Inneren zu unserem Quartier.


Musikalisch lief irgend etwas Country-Artiges, die Bedienung war super freundlich und es war urgemütlich. Während wir auf unsere Pizzen warteten, tranken wir noch etwas, wobei ich nicht auf dem Schirm hatte, dass es in solchen Läden kein alkoholhaltiges Bier gibt.
Naja, das tat der Sache keinen Abbruch. Als das Essen fertig war, gingen wir die wenige Meter zurück zum Hotel, aßen draußen die sehr leckeren Pizzen, während Levi noch etwas mit den großen Schach- und Damefiguren spielte.
Bald danach fielen wir hundemüde in die gemütlichen Betten. Ein toller, aber auch durch die lange Fahrerei anstrengender Tag war nun zu Ende.

Die gefahrene Strecke (gut 550km) und das Höhenprofil:


Alle Fotos dieses Tages gibt es hier zu sehen.


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