Schon etwas länger beschäftige ich mich ja mit dem Gedanken, mich von meiner alten Ténéré zu trennen. Sie hat mich treu begleitet, auch 2012 durch Schottland. Für weitere größere Touren ist sie mir vom Motor aber etwas zu schlapp.
Bisher hatte ich das allerdings noch etwas vor mir her geschoben, da ich zum einen nach meinem kleinen Crash die Maschine wieder aufbauen musste und zum anderen auch, um mit Genia vielleicht mal etwas gemeinsam zu fahren.
Da sie noch mit recht gemäßigtem Tempo unterwegs ist eignet sich dafür die Yamaha besser als die Hornet. Mit der macht ein flotteres Tempo doch deutlich mehr Spaß.
Nun, zu dieser Sache kam dann auch der Hintergrundgedanke an die Urlaubstour 2016, die uns ja in die Karpaten führen soll. Abseits der Hauptstraßen werden wir dort wohl auch Asphalt der 3. (oder gar 4.) Ordnung vorfinden. Also wird die Runde auch eher etwas für ein hochbeinigeres Mopped statt der Hornet. Die darf sich dieses Jahr ja (wieder) auf korsische Kurven freuen!
Da die Tour wohl eher wieder im Frühjahr (also Mai/Juni) stattfinden wird wollte ich mich mal so langsam nach einem Fahrzeug umsehen.
Anfang nächsten Jahres könnte auch schnell mal knapp werden und schwupp steht man ohne Maschine da oder muss dann etwas kaufen, was einen nicht zu 100% überzeugt, entweder im Material oder im Preis.
Nun, in Sachen Preis/Leistung war ich dann recht schnell beim großen Bruder meiner Yamaha gelandet, der XTZ 750 Super Ténéré. In ihrer Art und Weise der 660er recht ähnlich, allerdings mit 750er Zweizylindermotor, der im Vergleich satte 51kW/69PS leistet.
So stöberte ich etwas durch die Anzeigen, ich wollte nicht mehr als 2k€ bezahlen und in dieser Preisklasse ist eine gewisse Kilometerleistung üblich. der Motor der 750er genießt allerdings den Ruf nahezu unzerstörbar zu sein, daher kann ruhig etwas mehr auf dem Tacho stehen.
Bei den gefundenen Angeboten hieß das in der Regel: Über 80tkm, oft deutlich mehr.
Irgendwann stieß ich bei ebay-Kleinanzeigen auf eine Maschine für 1500€ in Steinfurt, eine optisch schon etwas mitgenommenes Modell mit etwa 65tkm, dafür aber technisch generalüberholt.
Ich nahm mal Kontakt auf und da ich an dem folgenden Wochenende eh schon mit Levi im Zoo in Münster weilen wollte, konnte man danach ja noch einen Abstecher machen.
Das passte dem Besitzer terminlich und so fuhren wir nach dem Tierparkbesuch dort vorbei.
Am Haus angekommen gefiel mir der erste Eindruck sofort: 4 Motorräder standen direkt in der Einfahrt. Michael, der Besitzer, schraubte gerade an einer BMW R1100 GS.
Die war übrigens die Nachfolgerin der ST, die er veräußern wollte.
Ja, optisch war die Yamaha wirklich kein Knaller. Der Motorblock hatte recht viel Patina angesetzt und der Tank wurde wirklich sehr lausig lackiert.
Michael hatte die Maschine letzten Herbst von einem Bekannten gekauft. Sie stand vorher 3 Jahre in der Ecke, 2 davon ungeschützt draußen. Eben deshalb wurde sie auch komplett überholt, es war einfach nötig. Alle Lager saßen fest, ebenso die Bremse und die Kette bestand nur noch aus Rost.
Michael ist KFZ-Meister und ein Freund von ihm Moppedschrauber, daher war die Maschine in kundigen Händen und wurde technisch neu aufgebaut: Vergaser mit Ultraschall gereinigt, neue Reifen, neue Lager, neue Kette, neue Bremsen. Nur optisch blieb der Zustand.
Michael war damit im Februar zu einer Wintertour in Österreich. Nächstes Jahr steht sowas wieder an, doch nun würde er das gerne mit einem Beiwagen machen. Dafür ist die BMW aber besser geeignet, es gibt wohl zahlreiche Anbausätze dafür, bei der ST wäre da viel Bastelei nötig gewesen, daher der Wechsel. Der Motor sprang sofort an und lief nach kurzer Zeit ohne Choke ruhig und sauber vor sich hin.
Die Maschine gefiel mir! Zumal ich ja durch Ronnies Bekannten einen Lackierer an der Hand habe, der diesen Tank wieder in schön verwandeln kann. Da die Benzinpumpe noch eine leichte Undichtigkeit hatte einigten wir uns auf 1400€ und ich fuhr schnell zur nächsten Bank, um eine Anzahlung zu leisten.
In zwei Wochen würde ich sie abholen und damit war Michael auch einverstanden.
Besagte zwei Wochen (Samstag, der 09.05.) später besorgte sich Ronnie von seinem Bekannten den Motorradanhänger und wir machten uns auf den Weg nach Steinfurt. Dort angekommen waren die restlichen geschäftlichen Sachen (Austausch Restbetrag gegen Papiere und Maschine) schnell erledigt und so verluden wir die ST auf den Anhänger, verzurrten alles gut und machten uns wieder auf den Heimweg.
Bei Ronnie angekommen wurde das gute Stück abgeladen und nach einer sehr kurzen Probefahrt (ohne Helm etc. einmal die Straße rauf und runter) in der Scheune zwischengeparkt.
Am kommenden Mittwoch (13.05.) hatte ich einen Termin (ohne geht seit letztem Jahr nichts mehr) bei der örtlichen Zulassungsstelle. Anmeldung ging schnell von Statten, mit der Erkenntnis, dass inzwischen auch Motorräder ohne ein "Wunschkennzeichen" mit satten 5 Zeichen nach der Stadt/Kreiskennung versorgt werden. Hmpf, war früher auch anders.
Nun gut, sollte mich in diesem Fall nicht stören, dass ich damit trotz des neuen, kleineren Motorradnummernschildes bei 22cm Breite lande.
Der nächste Tag war Chr. Himmelfahrt und somit frei, also gleich mal den Bock abholen.
Genia brachte mich mit dem Wagen zu Ronnie und nachdem ich das Kennzeichen montiert hatte, konnte ich mich auf die erste Runde machen.
Die ST sprang wieder sehr flott an und lief nach wenigen Sekunden rund. Von der 660er kommend fühlt man sich im Sitz schnell heimisch, der Zweizylinder hat wie erwartet mehr Schub und der Rest fühlt sich recht ähnlich an. Die Federung war im direkten Vergleich etwas strammer, in flotteren Kurven bei kleinen Unebenheiten eiert die ST nicht ganz so sehr wie das Pony. Fein.
Auch mit der Standardscheibe kam ich auf Anhieb deutlich besser klar als bei der alten Maschine. Die Wind-Abrisskante liegt hier irgendwo am Helm und nicht genau an der Unterkante. So gilt es zwar gegen den Winddruck zu kämpfen, aber zumindest ohne wildes Getänzel des Helmes im Wind. Später testete ich zunächst noch, ob die Scheibenaufnahme bei der 750er identisch mit der 660er ist (natürlich nicht!) und in Folge dessen einen kleinen Scheibenaufsatz, den ich schon ewig in der Ecke liegen habe.
Und in der Tat, mit der aufgeschraubten Verlängerung war es noch etwas besser.
Dann tauschte ich noch flott die Serienspiegel gegen etwas schönere aus meinem Fundus.
In den nächsten Wochen habe ich noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen:
Der von der 660er abgebaute Kettenöler soll an die neue Maschine, zudem noch der Fahrradtacho, Navihalterung und bei der Stromversorgung (aktuell eine fette Steckdose am Lenker) werde ich mir auch noch etwas anderes überlegen.
Zudem soll auch der (Givi MonoLock-)TopCase-Träger wieder montiert werden, der passt recht gut trotz des Schlosses in der Trägerplatte (unter der sich ein kleiner Stauraum mit u.a. Bordwerkzeug befindet). Dieses funktioniert allerdings auch nicht mehr so richtig und wird daher wohl auch noch ersetzt, mal sehen.
Später werden dann noch richtige Kofferträger und auch Stürzbügel folgen.
Dazu wird es dann hier aber weitere Einträge geben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen