Ich hatte sie perspektivisch für eine Schottlandtour angeschafft und eben diese fand 2012 statt. Durch Levi fuhr ich die letzten Jahre generell deutlich weniger. Zu wenig für zwei Motorräder.
Dann kam Genia vor Kurzem in mein Leben und durch mich das Motorradfahren wieder in ihrs. Den Führerschein hat sie mit 18 direkt zusammen mit der Fahrerlaubnis für das Auto gemacht. Dann hat sie sich noch eine Weile ab und an ein Motorrad ausgeliehen und seitdem "ruht" die Fahrerlaubnis. Nun soll es also wieder auf das Krad gehen.
Prima, dachte ich mir. Da das Geld nicht direkt für eine komplette Schutzausstattung und eine Maschine vorhanden ist kam die alte XTZ 660 wieder ins Spiel.
Wir kauften also schrittweise die nötige Bekleidung zusammen und ich machte die Ténéré für die (seit November 2013) überfällige HU fertig. Einzig ein neuer Vorderreifen war nötig und so war im April die neue Plakette fällig.
In der Theorie war alles soweit, in der Praxis stellte sich die Yamaha für Genia leider als etwas zu hoch heraus. Die hat zwar recht weiche (und lange) Federn, aber bei Genia sackt die XTZ auch bei weitem nicht so tief ein wie bei mir.
Nun ja, der Bodenkontakt fand nur auf den Zehenspitzen statt und da die Maschine nicht nur alles andere als leicht (gut 200kg), sondern auch noch einen recht hohen Schwerpunkt hat kam es, wie es kommen musste: Bei den ersten Fahrversuchen vielen die beiden prompt um. Zum Glück passierte dabei weder Mensch noch Maschine etwas, aber die Paarung war halt nicht ideal.
Es war einfach absehbar, dass dies nicht der einzige Umfaller bleiben wird und das tut dem Wiedereinstieg in die Motorradwelt sicher nicht gut.
Erkenntnis: Wir brauchen eine geeignetere Maschine! Ich schaute also in den üblichen Portalen nach geeigneten Kandidaten, zudem auch zu einem möglichst günstigen Preis. Die Maschine sollte jetzt nicht das Traumbike sein, sondern einfach tauglich zum Einstieg. Halt so ein Kandidat wie eine Suzuki GS500E o.ä.
Während ich suchte fragte ich auch Ronnie, ob er nicht wen kennt, der wen kennt der sowas in der Ecke stehen hat. Er fragte mich darauf, was denn aus Helens NTV geworden ist. Helen ist die Freundin von Daniel, mit dem ich zwei (grandiose) Alpenurlaube verbrachte. Helen machte dann auch irgendwann den Führerschein und sie kam dann recht günstig an eine Honda NTV 650.
Das Modell hatte ich auch schon im Hinterkopf, aber meistens lag die preislich deutlich über der kleinen Suzi.
Ich war der Meinung, dass die NTV schon lange verkauft war, weil Helen die letzten beiden Jahre schon mit Daniels Hornet unterwegs war, die er selber gegen sein "Jugendtraum" Triumph Speed Triple eintauschte.
Naja, fragen kann man ja mal. Und große Überraschung: Die NTV steht noch in deren Garage. Helen kam irgendwie noch nicht so wirklich zum Verkauf.
Die Sache wurde schlagartig interessant!
Da Helen mit der Honda irgendwann auch umgefallen war, gab es halt ein paar Schrammen (Tachogehäuse gerissen/gebrochen, Beule im Tank, Kratzer an Seitendeckel und Auspuff) und die HU war nun auch schon seit über einem Jahr fällig. Zudem stimmte wohl irgend etwas mit dem Licht nicht, muss halt noch geprüft werden und die Reifen haben zwar noch genug Profil, sind aber steinalt. Eben deshalb rief sie einen sehr attraktiven Preis für die Maschine aus!
Da alles zu Machende überschaubar ist war die Sache schnell im Kasten! So wollten wir an einem Wochenendtag mit passendem Fahrzeug nach Bochum und uns das Schmuckstück mal ansehen.
Leider hatte Franks Bulli ein ölendes Problem, aber Ronnie half mit seinem Passat samt geliehenem Motorradanhänger aus. Noch einmal besten Dank dafür!
Am 15.06. fuhren Genia und ich also nach Bochum. Zwei Tage vorher erfuhren wir, dass die verbaute Batterie wohl leider auch kaputt ist. Das angesprochene Lampenproblem konnte somit nicht mehr genauer untersucht werden. Nun gut, dafür bekamen wir noch einmal 50€ Preisnachlass. Das mit dem Licht wird sich schon klären.
Die Sitzprobe bestätigte dann die Kaufinteresse. Voller Bodenkontakt mit beiden Füßen und ganz generell schien Genia ihr neues "Testobjekt" durchaus zu gefallen, obwohl es doch eher eine spontane Notlösung war. Wir verzurrten also die Honda und zuckelten wieder zurück. Ich parkte sie erst einmal auf meinem Tiefgaragen-Stellplatz und besorgte dann direkt am nächsten Tag eine passende (Gel-)Batterie.
Am folgenden Tag kam dann der große Moment, ich machte früher Feierabend (so dass ich noch rund 2h Zeit hatte, bis ich Levi von der KiTa holen musste), baute den neuen Akku ein und der erste Startversuch stand an.
Und die Honda ließ sich nicht lange Bitten. Recht schnell sprang sie an und blubberte mit ihrem schönen V2-Sound vor sich hin.
Als nächstes der erste Fahrversuch, nur einmal um die Ecke bis zu meiner Haustür.
Dort wollte ich dem Lichtproblem mal auf den Grund gehen, die (kleinen und nicht TÜV-konformen) Spiegel austauschen und das graue Gaffaband, welches den gebrochenen Tachobecher abdichtet, durch schwarzes Klebeband ersetzten.
Die erste Ursache für das nicht funktionierende Licht war schnell gefunden. Es fehlte das Leuchtmittel (aka Glühbirne) für Abblend- und Fernlicht. Bevor ich nun einfach eine neue H4-Lampe aus meinem Lagerfundus dort einstecke messe ich mal an den Pins, sieht alles OK aus.
Also Glühobst rein und siehe da: Leuchtet! Sowohl Abblend als auch Fernlicht. Das war einfach....
Da ich nun den Hauptscheinwerfer (der immer auch als Kabel-Verteilzentrum fungiert) eh schon offen hatte konnte ich auch gleich etwas entmüllen.
Es gab mal Heizgriffe an der Maschine, die waren aber defekt und wurden ersetzt. Der Schalter inkl. der Kabel dafür landete abgeschnitten hinter dem Scheinwerfergehäuse. Also raus mit dem ganzen Quatsch und schließlich alles wieder zusammen bauen. Die Spiegel und das Klebeband waren auch schnell gewechselt.
Die erste "Operation" hatte die NTV also schon überstanden. Des weiteren prüfte ich noch die anderen HU-relevanten Sachen.
So eine Hauptuntersuchung ist beim Motorrad recht überschaubar und bis auf die Abgasuntersuchung kann man eigentlich schon im Vorfeld alles selber abchecken. Sah alles gut aus bzw. funktionierte. Die Honda war prinzipiell bereit für den technischen Check.
Am nächsten Tag kamen dann auch per Post die beiden Ansaugstutzen. Die Maschine war bei Helen nämlich auf 25kW/34PS gedrosselt. Das geschieht bei der 650er zum Glück recht simple eben durch verengte Ansaugstutzen. Leider war nur noch ein offener zu finden, so wurden halt zwei neue bestellt.
Einen Tag später machte ich mich also erneut an die Arbeit, um eben diese Stutzen auszuwechseln. Die NTV hat eine Benzinpumpe, somit kann man den Tank auch schnell abnehmen. Einfach den Benzinhahn zu drehen und den einen Schlauch abziehen, diesen konnte ich einfach mit einer 10er Schraube temporär abdichten.
Der Vergaser selber hält sich nur über den Luftfilter (der als erstes runter kam) oben und die beiden Ansaugstutzen unten in Position. Etwas Bastelei war es natürlich trotzdem, zumal mir einer der beiden Gaszüge noch aus einer Halterung fiel und ich doch ziemlich fummeln musste, ihn wieder eingehakt bekam. Und den Vergaser gleichzeitig über beide Zylinderstutzen zu stülpen erfordert auch schieben und drücken und zerren und drehen.
Egal, irgendwann war es geschafft. Dann die Maschine wieder starten und schauen, ob sie auch sauber läuft. Kleine Undichtigkeiten kann man ja auch schnell übersehen, zumal nicht jede Ecke so gut einsehbar ist. Aber es schien alles gelungen, Motor lief wunderbar rund und eine kleine Probefahrt in meiner Sackgasse deutete auch nicht ungewöhnliches an. Das Standgas musste ich noch etwas anpassen, aber das war auch schnell gemacht.
Nun war in der Tat alles fertig und ich musste nur noch bei meiner Versicherung vorsprechen, zum technischen Überwachungsverein meines Vertrauens und schließlich zur KFZ-Anmeldebehördenstelle.
Eben dort besorgte ich mir schon einmal den nächst möglichen Termin (geht nur noch so und nicht mehr "spontan"), welcher kommenden Donnerstag (26.06.) lautet. Dabei wurde auch gleich schon ein Wunschkennzeichen (es war noch frei!) reserviert.
Am kommenden Tag fuhr ich also bei meiner Versicherung vorbei und lernte dabei, dass auch ein Drittmotorrad (oder Viert-KFZ) als Zweitfahrzeug versichert werden kann. Wie auch immer, es sollte ein Saisonblech (03-10) geben und dieses kostet mich für Haftpflicht 31€/Jahr. Das ist wohl o.k.
Am letzten Samstag (21.06.) passte Genia morgens auf Levi auf und ich knatterte zu GTÜ. Die einzig mögliche Überraschung (Abgasuntersuchung - AUK) blieb aus und ich bekam den Segen des Graukittels und eine Bescheinigung über die nun offene Leistung von 42kW/57PS.
Als Beleg des Umbaus reichte das Vorzeigen der ausgebauten Drosselblenden.
Somit wäre alle technischen Hürden genommen und nun muss nur noch angemeldet werden. Auch wenn ich bisher nur sehr überschaubare Strecken mit der kleinen NTV gefahren bin, ich mag sie jetzt schon.
Freue mich daher auch schon auf die erste echte Ausfahrt mit ihr, wenn sie erst einmal ihr Kennzeichen hat. Dann kann sie mir mal ein bisschen zeigen, was sie kann.
Und dann hoffe ich, dass sie auch nett zu meiner Herzdame ist.