Oha, da habe ich doch etwas ganz vergessen! Nun also schnell nachgeholt...
Als ich meine Tracer 2017 kaufte, waren Quickshifter noch nicht so wirklich üblich. Ich selbst war zu dem Zeitpunkt auch in der Praxis noch nicht so einem Stück Technik begegnet.
Das hat sich in den letzten Jahren geändert. War es anfangs eher ein "Naja, ganz nette Spielerei" hat sich ein Quickshifter dann im Laufe der Zeit (mit diversen Testmaschinen) schnell zu einem "Geil, hätte ich auch gern!" geändert.
Mein alter Freund Jochen hat dann bei seiner 2017er Tracer 900 (RN43) direkt einen QS als Zubehör verbaut. Für mein 2015er Modell wurde von Seiten Yamahas dieses Zubehör leider nicht angeboten. Tja, älteres Modell, kann man halt nichts machen. So dachte ich zumindest.
Dann stieß ich zufällig im Forum auf Drittanbieter Schaltautomaten zum Nachrüsten. Nachdem ich mich da ein wenig Eingelesen hatte, bestellte ich mir schließlich einen Healtech Quickshifter easy (iQSE) konkret das Modell iQSE-1+QSH-P4A.
Da wenig später eh ein Werkstatt-Service bei meiner Tracer anstand, ließ ich das Gerät dann gleich mit einbauen. Wen die Arbeitsschritte interessieren, hier die Anbauanleitung.
Hier einmal die zentrale Schaltbox, offen unter der Sitzbank liegend. Für diese kleine Kästchen fand ich einen passenden Platz direkt neben der Batterie.
Die Kabel noch etwas zusammengerollt und danach konnte der Halterahmen für die Sitzbank wieder montiert werden. Soweit "sauber" im Rahmen der Möglichkeiten.
Für die Position des Drucksensors, der die eingeleiteten Schaltvorgänge registriert, hat sich mein Schrauber für die Schaltwelle entschieden. Laut Anleitung ist eine Montage hier oder an der Schaltstange möglich.
Die Position an der Welle lag näher am Rahmen und somit ist der Sensor etwas unauffälliger. Klang soweit vernünftig. Somit war der Einbauteil erledigt, die Inbetreibnahme erfolgt dann im nächsten Schritt. Dazu ist eine kleine App zuständig. Bei eingeschalteter Zündung nimmt diese Kontakt per
Bluetooth mit der Schaltbox auf und dnach lässt sich der
Quickshifter umfangreich konfigurieren.
Bei laufendem Motor meldet sich die App zunächst mit einem aktuelle "Zustand" (das Bild oben stammt nicht von der Ersteinrichtung), man kann als groben Funktionstest z.B. die Zündung kurz auf Knopfdruck unterbrechen. Wenn das alles Funktioniert landet man schließlich im Übersichtsmenü.
Dort also zunächst den Setup-Assistenten ausgeführt. Hierzu muss man eigentlich nur im Stand und gezogener Kupplung 3x normal rauf und wieder runter schalten. Dadurch wird der Druck auf den Sensor registriert, danach muss man die Zylinderzahl festlegen und schon sollte alles fertig sein. Man kann in der Zusammenfasusng dann noch die ermittelte Werte nach belieben anpassen.
Ich war sehr gespannt und fuhr los. Die ersten Schaltvorgänge funktionieren zunächst auch wie erhofft, ich war beeindruckt. Einige Male schaltete ich vom 2. bis in den 6. Gang durch, bei verschiedenen Drehzahlen. Schnell gab es aber einige Aussetzer, also misslungeen Schaltvorgänge (funktionierte einfach nicht). Dann kamen auch diverse wenig saubere Schaltungen ins Spiel und schließlich fand ich beim Durchsteppen der Gänge auch immer wieder eine Art "Leerlauf", wo keiner sein sollte, also z.B. zwischen den Gängen 4 und 5. Meinen Fahrversuch brach ich schließlich ab, als einige Schaltvorgänge dann mit lautem Krachen vollzogen wurden. Sowas kann nicht wirlich gesund für's Getrieben sein.
Also anhalten, erneut die App aufrufen und den Quickshifter dort deaktivieren. Schon ist alles so also wäre die Technik nie eingebaut worden. Ich war schon etwas desillusioniert.
Kurz darauf stand eine große Alpentour an, die ich entsprechend mit deaktiviertem QS absolvierte. Nach der Tour geriet die Sache dann doch etwas längere Zeit in Vergessenheit, zudem weiteren Touren mit anderen Testmaschinen stattfanden.
Aber irgendwann kam mir das verbaute Stück Technik doch wieder in den Sinn, verbunden mit der Idee eines neuen Versuchs. Dazu wollte ich den Sensor allerdings zunächst umbauen. Von der "bequemen" und optisch unauffälligeren Version an der Schaltwelle wollte ich das kleine Zwischenstück nun doch einmal an das Schaltgestänge bauen. Also dorthin, wo diese Art von Sensoren eigentlich sitzen. Wenngleich diese Geräte "normalerweise" (werksseitig) natürlich im/zwischen dem Gestänge befinden und nicht einfach eben dort "dran".
Der Umbau war recht simple und in ein paar Minuten erledigt. Ich zog die untere Mutter grob nach Anleitung fest und wollte dann den gesamten Einrichtungsprozess neu durchlaufen. Dazu löschte ich die App-Daten komplett und fing somit wieder bei "Null" an.
Ich fuhr also wieder los, ließ die Tracer ein wenig warm werden und startete dann das Setup wie gehabt. Nach meinen Schaltvorgängen kam dann allerdings eine für mich neue Meldung. Der Sensor liefert leider keine korrekten Werte, ich solle doch die Mutter zur Befestigung etwas fester oder aber loser einstellen. Natürlich hatte ich entsprechendes Werkzeug gar nicht eingepackt.
Wieder fuhr ich frustiert weiter, fragte mich nach einigen hundert Meter aber, ob der Schaltautomat nun direkt und automatisch wieder deaktiviert wurde. Also einfach mal "quick shiften".
Zu meiner Überraschung war die Technik noch aktiv, also nutze ich sie auf der weiteren Fahrt. Die noch größere Überraschung war allerdings, dass der Quickshifter gut funktionierte! Ich erweiterte meine kleine Runde um sicherlich 20-30km und schaltete mich in alle Variationen durch das Getriebe. Von nahezu perfekt geschmeidig bis zu einem maximal kleinen Klicken war alles dabei, aber weder ein unerwarteter Leerlauf noch ein lauten Knallen im Getriebe. Kurzum: Das Ding funktionierte nun tatsächlich so, wie es sollte!
Aus lauter Begeisterung (und Frustangst) ließ ich alles so, wie es war. Ich fuhr schließlich sogar erfolgreich eine große Balkanrunde mit dem unvollendeten Setup.
Irgendwann wollte ich es dann aber doch wissen, drehte also die besagte Mutter etwa 1/8 Umdrehung fester und ließ das Setup noch einmal laufen. Dieses Mal konnte ich die Einrichtung erfolgreich beenden, passte noch ein wenig die Werte an und in der tat ist die ganze Sache nun noch etwas geschmeidiger geworden. Kurzum: Auch wenn es im Endeffekt doch recht lange gedauert hat und ich die Lösung viel schneller hätte haben können.
Übrigens: Auch wenn eigentlich nicht vorgesehen, funktioniert das Runterschalten (bei nicht zu hohen Drehzahlen) auch meist recht gut.
Nun bin ich sehr zufrieden mit meinem Nachrüst-Schaltautomaten.